Montag, 23. März 2020

Nachtrag

Seit dem 20. März bin ich wieder in der Schweiz und mitten in der Zeit des Corona-Virus. Vorbei die Zeiten auf meiner Skitour, wo ich nichts von dem Wahnsinn mitbekommen habe. Nach Ende der Skitour in Are bin ich nach Bruksvallarna gefahren, wo ich nochmals eine Langlaufwoche angehängt hatte. Im Hotel gab es eine grosse Reisegruppe aus der Schweiz, die frühzeitig ihre Reise abbrechen musste, weil sie sonst nicht mehr mit dem Flieger in die Schweiz einreisen konnten, zumindest nicht von Trondheim (Norwegen) aus. Tatsache ist, dass Stand heute 26. März immer noch Flieger zwischen der Schweiz und Stockholm verkehren. Schweden hat ein sehr entspanntes und wer weiss vielleicht naives Verhältnis zu Corona. Die Universitäten in den Städten wurden zwar auch geschlossen und auch die Schulen der Oberstufen, aber nicht Kindergärten und Primarklassen. Die Skiorte, Hotels und Restaurants waren alle geöffnet. Auf dem Land habe ich vom Virus kaum etwas mitbekommen. Die Nachrichten waren auf schwedisch und die Nachrichten im Internet habe ich bewusst nicht verfolgt. In der überbevölkerten Schweiz dürfte sich ein Virus wohl viel schneller ausbreiten, als in einem unbewohnten Land wie Schweden. Deshalb war ich da, um in Skandinavien Backcountry-Skiing zu machen. Da gibt es schneebedeckte Flächen von unvorstellbarem Ausmass: tausende Kilometer lang und kaum bewohnt.

In Bruksvallarna habe ich mich beim Langlaufen verausgabt und war dann nicht mehr fit und wollte dann auch gerne nach Hause fliegen. Norwegen hatte wegen dem Coronavirus inzwischen die Grenzen zugemacht. Ich musste aber unbedingt von Oslo nach Hause fliegen, da ich einen Teil meiner Ausrüstung da zwischengelagert hatte. Sonst wäre ich von Stockholm aus heim geflogen, was mir viel lieber gewesen wäre (Stockholm ist im Gegensatz zu Oslo eine sehr schöne Stadt), aber dann hätte ich eine Lösung für meine Sachen in Oslo finden müssen. Auf meine Langlaufskier hätte ich noch bis nächsten Winter verzichten können, aber nicht auf mein neues Notebook, das ich auch in Oslo hatte. Unmöglich. Ich bin dann mit dem Bus zurück zum Startpunkt in Flötningen gefahren, wo ich vor drei Wochen meine Tour begonnen hatte und wo noch eine Person da war, die ich damals kennen gelernt hatte, als ich da zwei Nächte übernachtet hatte. Stine holte mich in Idre ab und fuhr mich zur Grenze. Ich wollte mit den Skiern illegal über die Grenze laufen: das waren nur ein paar Kilometer zu laufen. Die Grenze war am Abend aber nicht mehr besetzt und wir fuhren fast bis zur Bushaltestelle auf norwegischer Seite. Glück gehabt. Der Bus am Abend Richtung Oslo fiel leider aus, so dass ich nochmals eine Nacht im Zelt übernachten musste. Am nächsten Morgen ging es dann aber ohne Probleme mit Bus und Zug bis nach Oslo, wo mir Kalle meine Sachen brachte. Sicher hatte er ziemlich Angst, mir zu begegnen, einem illegal eingereisten aus Schweden. Der Kontakt war kurz und distanziert.

Ich habe mich noch gefragt, ob ich auf dem Flughafen in Zürich auf meine Gesundheit gecheckt werde und für zwei Wochen in Quarantäne muss, aber niemand interessierte sich für mich.

Seit ich vor sechs Wochen von der Schweiz abgereist bin, habe ich sechs Kilo abgenommen. Das meiste Gewicht habe ich sicher auf meiner Skitour verloren. Jetzt bin ich zu Hause am regenerieren und am vernünftig Essen. Ich kann aber sagen, dass sich sechs Kilo weniger Gewicht gut anfühlen, aber nicht unbedingt gut aussehen.

Ich bin gespannt, wann ich wieder zu einer Tour aufbrechen werde. Es war ein grosses Abenteuer.






13. Tag (11.3.2020)

Ich war zwar schon früh wach, aber lief erst gegen elf Uhr los. Davor habe ich es mir nochmals in der Lounge des Hotels gemütlich gemacht. Die stilvollen Einrichtungen der Hotels und Unterkünfte haben mich oft beeindruckt. Ich kann mich an keinen Ort erinnern, der ungemütlich war. Oft waren die Räume für meinen Geschmack zu dunkel, das Licht zu stark runtergediemmt. Von den Schweden bin ich begeistert. Sie sind hilfsbereit und interessiert an einem Fremden wie mich. So habe ich die Landmenschen in Erinnerung. Es würde mich reizen, die schwedische Sprache zu lernen. Allzu schwierig dürfte sie nicht sein.

Are lag zweihundert Meter tiefer. Mein Ski lief aber nicht, dass ich vom Gefälle profitieren hätte können. Der Schnee war feucht und auf meinem Skibelag war mehr Dreck als Wachs. Die letzten zehn Kilometer lief ich auf einem See. In Are angekommen habe ich mein letztes Tourfoto gemacht: ein Ganzformatfoto mit Gepäck und Skier. Dann habe ich die Touraufzeichnung auf dem Navi gestoppt und bin zum Bed & Breakfast gelaufen, wo ich am Vorabend ein Zimmer reserviert habe.

Am Abend habe ich mir einen Hamburger und zwei grosse Bier gegönnt. Dieses Wochenende hätte der FIS-Weltcup in Are stattgefunden. Wegen dem Corona-Virus wurde er aber heute abgesagt. Die Kneipen waren aber voller Gäste. Das Virus in weiter ferne.

Strecke und Eindrücke 13. Tag






12. Tag (10.3.2020)

Als Frühstück gabe es Pasta mit dem restlichen Gorgonzola-Käse. An diesem Tag bin ich so weit gelaufen wie an keinem anderen Tag zuvor. Das lag daran, dass ich auf gut präparierten Pisten unterwegs war, die Piste hart war und mehrheitlich Gefälle aufwies, so dass ich ohne Felle und mit Doppelstock sehr schnell vorankam. Auf dem See bei Ottsjön starteten Motor- und Segelflugzeuge. Ich nahm eine Abkürzung um den Berg herum. Die letzten zehn Kilometer lief ich auf der Langlaufpiste. Es ging vor allem abwärts und ich kam sehr schnell voran. Auf der Loipe traf ich noch ein Pärchen, die mich berieten und mich mit dem Auto zu einem Restaurant gefahren haben und wo ich mich vor den Kamin setzte. Das Zelt habe ich ganz in der Nähe im Wald an einem windstillen Ort aufgestellt. Das Zelt lies ich diese Nacht offen, das es nicht sonderlich kalt war. Die Temperatur war um den Gefrierpunkt. Es war das erste Mal, dass kein kondensiertes Wasser an den Zeltwänden gefror. Dies wird meine letzte Nacht auf der Tour und im Zelt sein. Ich freute mich, auf die Annehmlichkeiten des Lebens. Es waren nur noch fünfzehn Kilometer nach Are. Die Motivation hat merklich abgenommen. Sehr erschöpft fühlte ich mich aber nicht.

Strecke und Endrücke 12. Tag




11. Tag (9.3.2020)

Ich bin in der Nacht gegen ein Uhr aufgewacht. Das komplette Zelt war bis auf einen kleinen Teil des Daches zugeschneit. Der Platz im Zeltinnern war kleiner geworden, weil der Schnee die Zeltwände eindrückte. Ich fühlte mich nicht mehr sicher und schlief in der Küche weiter. Am Morgen legte sich der Sturm und der Himmel war blau. Ich musste das Zelt freischaufeln. Das Dach war noch immer schneefrei und die Wände waren nicht zusammen gestürzt. Das Zelt habe ich an einem völlig falschen Ort aufgestellt, wo der Wind den Schnee reinblähst anstelle auf der Anhöhe, wo sogar noch der steinige Untergrund zu sehen war. Als ich das Zelt aufgestellt hatte, war es schönes Wetter. Aus Fehlern lernt man. Es ist meine erste Wintertour.

Ich frühstückte im Restaurant. Dann brach ich auf. Das Ziel war mir noch nicht bekannt als ich aufbrach. Ich hatte keinen konkreten Plan. Ich wollte eine Rundstrecke laufen, wo ich am 13. März in Bruksvallarna zum Langlaufen sein würde. Ich sah einen Berg, wo ich gerne hoch laufen würde. Ich realisierte rasch, dass das Hochlaufen nicht schwierig wäre, aber das Runterkommen umso schwieriger. Diese Ausrüstung ist für die Abfahrt einfach schlecht geeignet und es wäre gefährlich mit einem so schweren Rucksack runter zu fahren. Dann habe ich einen neuen Plan gemacht. Ich habe beschlossen nach Are zu gehen und von da mit den öffentlichen Transportmitteln nach Bruksvallarna. Ich lief querfeld ein und folgte einer Tierspur. Es war ein einzelnes Tier. Die Pfoten mit Krallen war gut auf dem Schnee zu sehen. Trotzdem wusste ich nicht, was für ein Tier es sein könnte. Ich spekulierte auf einen Fuchs. Ausser ein paar Schneehühner habe ich noch kein einziges Tier auf meiner Tour gesehen: kein Elch und auch keine Rentiere.

Es war gegen Abend. In einer bewirteten Hütte habe ich eine Cola gegen den Durst getrunken. Es war keine Coca-Cola, sondern ein Imitat. Amerikanische Cola findet man in Schweden eher selten. Meistens ist es eine andere Marke. Den Grund dafür kenne ich nicht. Die Verlockung in der Hütte zu übernachten war nicht sehr gross. Einerseits kostete die Nacht fünfzig Franken und andererseits wollte ich auch weiterkommen. So lief ich bei Vollmond gegen Norden. In der Nacht scheint das Laufen einfacher zu sein. Der Biwackplatz war zwischen Bäumen an einem windstillen Platz. Zu frieren brauchte ich auch diese Nacht nicht. So wie meistens vor dem Schlafen gehen, habe ich eine heisse Schokolade getrunken. Gekocht habe ich nichts. Ich werde wie die letzten Tage auch die warme Mahlzeit zum Frühstück vorbereiten.


Strecke und Eindrücke 11. Tag





10. Tag (8.3.2020)

Heute war Ruhetag und Zeit, das Reisetagebuch nachzuführen. In der Nacht stürmte es heftig und blies den Neuschnee ans Zelt. Vom Zelt ist nur noch das Dach zu sehen und im Vorzelt hat es Schnee reingeblasen. Ich musste mir am Morgen ersten den Eingang frei schaufeln. Es stürmte den ganzen Tag. Genau das richtige Wetter für die Sauna. Ich sitze hier noch in der warmen Küche und habe gerade eine Dose Chili-con-Carne gegessen, die ich hier im Shop gekauft hatte. Morgen geht es weiter. Ich weiss aber noch nicht wohin. Heute habe ich den Flug von Oslo nach Zürich am 20. März gebucht. Bevor ich ins Zelt zum Schlafen gehen konnte, musste ich erst den Eingang frei schaufeln.


9. Tag (7.3.2020)

Ich verabschiedete mich von den drei Schweden. Sie gingen eine andere Strecke. Ich lief die ganzen achtzehn Kilometer auf der Scooter-Piste. Das Wetter war schön und es waren viele Scooter unterwegs. So eine Scootertour würde mir selber auch gefallen. Gut möglich, dass ich das auch mal machen werde. Der Rucksack drückte. Ich habe in Fünesdalen und Bruksvallarna neue Lebensmittel und eine neue Thermosflasche gekauft. Der Tragriemen reiben auf der Schulter.

In Helags gibt es eine luxuriöse Unterkunft mit Restaurant, Küche und Sauna. Trotzdem habe ich das Zelt aufgestellt und für die Benutzung der Einrichtung und Sauna zwanzig Franken bezahlt. In der Sauna hatte ich Blick auf den Berg Helags (1797m). Auf der Karte sieht er wie ein Vulkan aus. Darin befindet sich der südlichste Gletscher Schwedens. Sofort habe ich mich Schweden unterhalten.

Es kam ein Sturm auf. Ich schlief im Zelt.

Strecke und Eindrücke 9. Tag






8. Tag (6.3.2020)

Ich habe eine Email erhalten, wonach ich am 8. April einen neuen Arbeitsvertrag auf dem Schiff erhalten soll. Daraufhin habe ich im Hotel Bruksvallsliden das günstigste Zimmer auf den nächst möglichen Termin gebucht. Gerne wäre ich gleich eingezogen, aber ich musste bis am 13. März warten. Ich freue mich, ein letztes Mal Skilanglaufen zu gehen. Meine Skiausrüstung ist in Oslo bei Kalle einem Freund einer Freundin eingestellt. Kalle war Mitglied der norwegischen Nationalmannschaft und hatte für eine kurze Zeit die Senioren des Skiclubs Einsiedeln trainiert. Ich kannte ihn vom sehen. Es lohnte sich nicht, meine Ausrüstung in Oslo zu holen. Ich werde die Skiausrüstung deshalb mieten müssen. Ich kann die Ausrüstung im Sportgeschäft für wenig Geld mieten. Das habe ich vorgängig abgeklärt. Dann habe ich meine Eltern angerufen.

Ich bin spät losgelaufen. Auf dem Weg gab es einen steilen Hang, wo ich zum ersten Mal die langen Felle montieren musste. Sonst lief ich immer mit den kurzen Fellen, die nur in der Mitte des Skis montiert werden. Das ist auf den flacheren Passagen viel schneller. Bei Einbruch der Dunkelheit lief ich auf dem Fjäll. Fjäll ist das schwedische Wort für "über der Baumgrenze". Es war flach mit Bergen im Hintergrund mit Schnee verhüllt so wie im Märchen. In der Schutzhütte waren schon drei Schweden am Kochen. Es sind die ersten Skitourenfahrer seit Beginn meiner Tour in Flötningen. Sie werden alle drei im Zelt übernachten, so dass ich eines der zwei Bettplätze in der Hütte haben konnte. Die Schweden kamen aus Östersund und wie die meisten Schweden waren sie nett und offen und vor allem auch interessiert. Es ist einfach, Personen aus Schweden kennenzulernen. Ein sehr angenehmes Volk.

Strecke und Eindrücke 8. Tag





7.Tag (5.3.2020)

Bevor ich am Nachmittag abmarschierte, machte ich noch einige Besorgungen. So ging ich zur Apotheke und kaufte Pflaster, die davor schützen sollen, Blattern zu bekommen. Die günstigen braunen Hansaplast-Pflaster erfüllen ihren Zweck besser als diese überteuerten Spezialpflaster. Die Marketingabteilung hat sich einen kleveren Spruch einfallen lassen: "zweite Haut". Diese zweite Haut kann aber leider nicht atmen. Es kann also gut passieren, dass sich eine bereits vorhandene Wunde sich unter dieser zweiten Haut entzündet. Ich habe frische Früchte gekauft und zum Frühstück ein Bircher-Müesli gemacht. Die Sauna hat mir gut getan.

Als ich losgelaufen bin, war ich noch bei schlechter Laune. Es war schon nach 15 Uhr und ich hatte keine Lust noch fünf Stunden zu laufen. Diese Langlaufloipen sind aber der Hammer: wunderschöne Pisten mitten in schneeverschneiten Wäldern. Da ging es mir plötzlich wieder gut. Als ich auf dem höchsten Punkt angekommen bin, habe ich die Felle von den Skiern entfernt und bin mit Skatingschritten und Doppelstockstössen - so gut es mit zwanzig Kilo Gepäck ging - nach Brucksvallarna gelaufen. Bei Ankunft war es bereits dunkel. Ich ging zum Fjällhotel, wo ich vor dreissig Jahren untergebracht war und schon gestern mit Sara vorbeigeschaut hatte. Das Hotel und die Bar waren zu. Schade. Dann ging ich zum einzigen Restaurant von Bruksvallarna, das den Namen "Kerstin" trägt und ass Tapas. Es war super lecker. Excellent. Auch das Bier schmeckte mir hervorragend. Ich trank gleich zwei grosse Flaschen. Es war das erste Bier seit meiner Abreise in der Schweiz vor drei Wochen am 13. Februar. Der Alkohol ist sehr teuer in Schweden und Norwegen. Meiner Leber wird es gut tun, wenn sie ihrer Tätigkeit entlastet wird. Immerhin trinke ich schon seit dreissig Jahren regelmässig. Ohnehin habe ich vor bei meiner Rückkehr mit dem Fasten zu beginnen.

Mein Ladegerät für das Handy habe ich im Rucksack gefunden :-)

Ich übernachtete wieder im Zelt. Angeblich gab es eine Tellerwäscherin, die mich bei ihr aufnehmen wollte. Keine Ahnung wer das war. Das Zelt stand an einem windstillen Platz zwischen Langlaufloipe und Schneemobilpiste. Zum Schlafen konnte ich sogar die Socken ausziehen. Meine übliche Schlafbekleidung besteht aus: Thermohemd, darüber ein T-Shirt und darüber noch ein langärmliges T-Shirt oder Jacke (je nach Temperatur), lange Thermounterhosen und Skisocken. Trotz angenehmer Temperatur konnte ich nicht sonderlich gut schlafen. Die Isolations-Luftmatte isoliert sehr gut gegen die Kälte, aber sie ist halt nicht sonderlich bequem. Die Innenwand war wieder gefroren, obwohl ich die Belüftungsöffnung diese Nacht weiter geöffnet hatte.

Strecke und Eindrücke 7. Tag


6. Tag (4.3.2020)

Wie jeden Morgen ist das Aufstehen eine Qual. Gerne würde ich noch länger im Schlafsack liegen bleiben und nicht in die kühlen Schuhe steigen müssen. Das Abbauen und zusammen packen dauert eine halbe Stunde. Die Füsse sind kalt und werden erst beim Laufen warm.

Es war stürmisch. Nach zwei hundert Meter lief ich bei der Schutzhütte vorbei, die ich gestern nicht gefunden hatte. Eine solche Hütte bietet mehr Platz als mein Zelt. Wärmer als im Zelt ist es nicht, eher kälter. Ich überquerte die erste Autostrasse, die von Schweden nach Norwegen führte. Daran lag das Ort Tänndalen, wo ich mir eine Coca Cola gönnen wollte. "Restaurant" stand auf einem Schild, aber es existiert schon seit drei Jahren nicht mehr. Auch die Unterkunft wurde in Wohnungen umgebaut, was mir eine Schwedin in meinem Alter sagte, die ich nach dem Restaurant fragte. Sie war mit ihrem Mann in ihrer Ferienwohnung. Sie haben mich zum Chili-Con-Carne eingeladen und ich habe die Einladung dankend angenommen. Ich esse immer nur einmal warm am Tag und zwischendrin gibt es noch Trockenfutter. Eigentlich esse ich viel zu wenig und kann meine verbrauchten Kalorien nicht zuführen. Hunger hatte ich aber auf der Tour noch nie. Ich musste aber nicht lange überlegen, die Einladung anzunehmen. Es folgte ein Erlebnis, was mich auch später auf meiner Tour noch länger beschäftigen sollte. Die Gastgeberin erinnerte mich an eine alte Freundin, die ich vor dreissig Jahren bei einem Sprachaufenthalt in Edinburgh kennen gelernt habe. Damals war sie noch neunzehn Jahre alt. Sie hiess wie meine jetzige Gastgeberin Kerstin und kam auch von Uppsala. Ich erfuhr, dass sie mit ihrem Mann und ihrer Familie in Edinburgh zur Sprachschule gingen. Das war das Ort, wo ich sie kennengelernt hatte, aber sie war ohne ihre Familie da und ein paar Jahre früher. Ein paar Jahre später hatte ich sie nochmals in Norwegen getroffen. Das letzte Lebenszeichen von ihr war ein Brief, den sie mir aus Frankreich geschrieben hatte, als sie das erste Mal schwanger war. Da dürfte sie vielleicht fünfundzwanzig gewesen sein. Leider habe ich nicht nachgefragt. Sie schien mir auch eher vier Jahre älter als jünger zu sein. Das beschäftige mich die nächsten Tage, mehr als mich das Lawinenunglück nachdenklich machte. Das habe ich überraschend gut verarbeiten können. Ich habe einen damaligen Freund auf Facebook angeschrieben und ihn nach zusätzlichen Informationen über Kerstin gefragt, aber keine keine Antwort erhalten.

Damit ich schneller vorwärts kam, bin ich auf der Langlaufpiste gelaufen. Ich hatte vor nach Bruksvallarna zu laufen. Bruksvallarna ist das Langlaufzentrum des schwedischen Nationalteams. Ich war da vor gut dreissig Jahren im Trainingslager. Ich habe schöne Erinnerungen von dieser Zeit. Gunde Svan und Thomas Wassberg konnte ich damals live bestaunen. Ich hatte den Plan geschmiedet in Bruksvallarna in die Bar zu gehen, wo ich abends Bier getrunken hatte und ein Erinnerungsfoto zu machen, was ich bei Gelegenheit einem damaligen Trainingspartner und Konkurrent Armin Beeler zeigen wollte. Dazu wird es aber nicht kommen. Das Hotel war nicht für die Öffentlichkeit geöffnet und die Bar geschlossen. Aber alles der Reihe nach:

Als ich Kerstin und ihren Mann verlassen habe und Richtung Bruksvallarna lief, traf ich auf der Langlaufpiste eine junge hübsche Dame aus Stockholm. Nach einem kurzen Gespräch bot sie mir an, mich mit dem Auto nach Bruksvallarna zu fahren. Das war günstig. Ich wusste nicht, ob ich da eine günstige Unterkunft finden würde. Meine letzte Dusche lag schon wieder drei Tage zurück und ich hätte nichts dagegen gehabt in einem Hotel zu übernachten. Sie lief mit ihren Langlaufskiern nach Tänndalen von wo ich gerade herkam. Sie wohnte in der Ferienwohnung ihrers Grossvaters. Ich selber lief weiter zur nächsten Ortschaft Fünesdalen, wo wir uns im Supermarkt verabredeten. Das war fast drei Stunden später. Es folgte eine kurzweilige Autofahrt ins zehn Kilometer entfernte Bruksvallarna. Sara hatte ihr Snowboard im Auto. Sie arbeitet im Marketing und oft von zu Hause aus. Weil ich keine bezahlbares Zimmer in Bruksvallarna gefunden habe, hat sie mich in einem Hotel in Fünesdalen abgesetzt. Das einfache Zimmer kostete mich sechzig Franken. Günstiger wird man in Schweden kaum etwas finden. Ich wusste, dass es schwierig sein würde in Bruksvallarna ein bezahlbares Zimmer zu finden. Ich wollte meine Langlaufskiferien vor der Skitour eigentlich da verbringen. Ich fand dann in Norwegen ein Bungalow auf einem Campingplatz. Ich hätte aber lieber in Schweden eine Unterkunft gefunden.

Strecke und Eindrücke 6. Tag







Sonntag, 22. März 2020

5. Tag (3.3.2020)

Gleich beim Erwachen habe ich festgestellt, dass sich mein Handy nicht mehr einschalten lies. Gestern war die Akkuanzeige noch bei sechzig Prozent. Die letzten Tage war es kaum wärmer als zehn Grad minus. Auf die Ladeanzeige konnte ich mich da nicht verlassen. Ich habe zwar eine externe Batterie dabei, aber leider habe ich das Ladekabel in Flötningen vergessen. Schon vor zwei Tagen musste ich mein Handy in Grövelsjön bei einem Hotelangestellten aufladen. Eine Landkarte hatte ich keine dabei, was ein wenig fahrlässig ist. Natürlich habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht (wie über alle anderen Gefahren auch). Ich hatte ja genügend Zeit und irgendwie musste ich die Zeit ja auch Gedanken füllen, auch wenn ich sie gerne mit Leere gefüllt hätte. Buddha bin ich aber nicht, auch wenn ich wenig Erfahrung mit Meditation habe. Wenn ich weiter nach Norden laufe wird mein Weg irgendwann eine Strasse queren. Ich wusste nicht wie lange das dauern würde, aber ich hatte genügend Lebensmittel für fast eine Woche dabei. Ohne Karte konnte ich nicht sehen wie das Gelände ist. Es könnte eine lange und anstrengende Tour werden. Mein mechanischer Kompass hatte auch Abweichungen mit meiner Kompass-App auf dem Handy von bis zu fünfzehn Grad, was ich gestern noch bemerkt habe. Wie üblich habe ich am Vortag die Route für den nächsten Tag studiert. Nur wenige Kilometer Nord-Nord-West von meinem letzten Biwack führt eine offizielle Route vorbei. Wenn ich die finde, wird es einfach sein, ihr zu folgen. Es verging keine halbe Stunde als ich auf einem See lief und fünfhundert Meter westlich eine Hütte sah. Zum Glück hatte es an diesem Tag keinen Nebel. Aus dem Kamin kam Rauch. Auf dem See hatte jemand zum Fischen Löcher in das Eis gebohrt. Das Eis muss einen Meter dick sein, was mich beruhigte. In der Hütte hat mich ein junger Norweger begrüsst. Ich trat in die beheizte Hütte ein und freute mich, dass ich so schnell den Weg gefunden hatte. Er hatte sogar ein passendes Handykabel dabei. Später kam sein Freund mit seinen Schlittenhunden an. Es gab eine angeregte Diskussion. Ich war verpflegt und mein Handy wieder aufgeladen. Der offizielle Weg verlief hundert Meter neben der Hütte. Perfekt.

Ich kam in einer STF-Hütte in Skedbrostugan an, wo ich mich für längere Zeit aufhielt, mich aufwärmte und im Tagebuch schrieb. Gerne hätte ich hier übernachtet, aber die fünfzig Euro für ein Bett waren mir zu viel. Ausserdem hatte ich kein schwedisches Geld dabei und auch im Land der bargeldlosen Einkäufe ist das Bargeld mancher Ort immer noch in Benutzung (Es wird das einzigste Mal sein, wo ich nicht mit der Karte zahlen konnte). Ich machte mich auf den Weg und lief in der Dunkelheit. Die offiziellen Wege sind sehr gut markiert und an jeder Markierung war ein Reflektor angebracht, so dass ich mit der Stirnlampe den Weg nicht verlieren konnte. Die auf der Karte eingezeichnete Schutzhütte konnte ich nicht finden. Deshalb habe ich im Zelt übernachten müssen.

Wie oft war es auch in dieser Nacht windig. Das Aufstellen des Zeltes ist im Wind unangenehmer, aber immer noch einfach. Ich bemühe mich aber stets darum, eine weniger windeponierte Biwackstelle zu finden.

Strecke und Eindrücke 5. Tag






4. Tag (2.3.2020)

Ich schreibe immer zeitversetzt. Das kann ein paar Tage später sein - immer dann wenn ich eine vernünftige Schreibunterlage habe. Schreiben im Zelt ist schwierig, unbequem und kalt. Der wärmste Ort ist nun einfach der Schlafsack, worin ich versinke. Ich lasse nur gerade einen kleinen Spalt geöffnet, woraus ich atme. (Ich schreibe diese Zeilen in Bruksvallarna drei Tage später).

Nachdem ich am Morgen das Biwack abgebaut habe, ging es weiter Richtung Norden. Ich hatte Schmerzen im rechten Knie, wenn ich es zur Seite nach innen drückte. Ich habe wohl meine Sehnen überdehnt als ich ich in der Lawine die Skier ausgezogen habe. Wie schlimm die Verletzung war, konnte ich noch nicht abschätzen. Zum Skifahren hätte es nicht gereicht, zum Skaten auch nicht, aber zum Skitourenlaufen zum Glück schon. So lief ich ohne mir grosse Sorgen machen zu müssen los. Die Navigation-App "Schweden-Topo-Maps" ist eine unverzichtbare Hilfe und die Navigation einfach. Landkarten hatte ich keine dabei und umso wichtiger war, dass mein Smartphone nicht kaputt geht. Mit Landkarten und Kompass zu arbeiten ist eine Herausforderung.

Heute habe ich nur dreizehn Kilometer geschafft. Das Gelände war voller Felsblöcke. Der Schnee war gefühlt meterhoch und ich musste mir einen Weg zwischen oder über den Felsblöcken suchen. Ein Stockbruch alleine hätte es zum Balancieren sehr schwierig gemacht. Nicht vorzustellen, was passiert wäre, wenn ich einen Ski gebrochen hätte. Der Schnee war sehr tief und zu Fuss hätte ich den Weg freischaufeln müssen. Ausserdem hatte es bei den Felsen immer wieder tiefe Löcher, die ich sehr vorsichtig umgehen musste. Die Skier hielten und werden hoffentlich bis zum letzten Tag halten. Sie sind norwegische Skier der Marke Asnus und 195 cm lang. Ein bisschen kürzer und breiter wäre für dieses Gelände besser gewesen. Im Hochsteigen im tiefen Schnee im Grätschritt kreuzen sich die Skienden.

Ich kam zu einem Fluss, der nicht zugefroren war. Ich habe Flüsse gar nie überquert und Seen (von denen gab es hunderte) immer mit viel Respekt. Meine Kleider sind in einem wasserdichten Beutel verpackt. So lange ich meinen Rucksack besitze, könnte ich immer noch meine nassen Kleider wechseln. Sonst ist ein Erfrieren eine schnelle Angelegenheit.

Bei den vielen Felsblöcken war ein Vorwärtskommen sehr zeitintensiv. Auf der Karte sind diese Felsen nicht gut eingezeichnet. Die felsfreieren Stellen sind grün eingezeichnet. Im Tal hat es üblich weniger Felsen als am Hang oder oben drauf. Vor Dunkelheit habe ich das Zelt aufgestellt. Beim Anblick des Zeltes könnte man auf die Idee kommen, dass so eine Übernachtung romantisch sein könnte. Die begrenzten Platzverhältnisse machen das Kochen, das Ab- und Anziehen und das Packen schwierig. Toillettengänge sind als Mann zum Glück einfacher. Im Zelt ist es wärmer als draussen. Das Kondenswasser friert aber an den Zeltinnenwänden. Der Schlafsack berührt die kalten Zeltwände.

Ich habe in meiner zweiten Biwacknacht auch gut geschlafen. Es macht mir auch nichts aus alleine in der Wildnis zu schlafen. Ich habe keine Angst. Sicher wäre es zu zweit gemütlicher.

Strecke und Eindrücke 4. Tag



3. Tag (1.3.2020)

Dieser Tag wird mir für ewig in Erinnerung bleiben. Ich bin in eine Lawine gekommen. Es war stürmisch und es hat geschneit als ich los lief. Die Sicht betrug etwa hundert Meter. Anfänglich bin ich dem Snowmobil-Track gefolgt. Die Spur ist alle alle fünfzig Meter markiert, so dass nur ein Blinder vom Weg abkommen könnte. Es hatte beachtlich viel Neuschnee auf der Piste. Oben auf der Kuppe habe ich den Weg verlassen und bin links abgebogen, obwohl die Sicht schlecht war. Angst hatte ich keine. Ich habe auf dem Smartphone eine hervorragende App installiert, die die genaue Position sehr zuverlässig anzeigt. Auf der App sind alle wichtigen Informationen wie Höhenlinien eingezeichnet, so wie man das auch in der Schweiz von einer Landkarte im Massstab 1:25000 kennt. Ich hatte auch noch einen mechanischen Kompass dabei. Um ein bisschen Übung zu bekommen habe ich nach Gefühl navigiert, aber regelmässig mit der App nachkontrolliert. Es war einfacher abseits der Piste zu laufen. Der Wind hatte den Neuschnee weggeblasen, so dass ich auf hartem Schnee lief. Die Sicht wurde besser. Leider habe ich mich dann zu lange bei der Navigation auf mein Auge verlassen und auf mein Gefühl vertraut und bin dann zu stark westlich von der Idealinie abgekommen. Nach einer kurzen Kontrolle habe ich den Fehler bemerkt und wollte ihn korrigieren und um den Berg herum laufen, damit ich nicht nochmals aufsteigen musste. Ich habe die Richtung dann aber nicht mehr überprüft. Die Abfahrt mit den Skiern gestaltete sich schwierig. Die Backcountry-Skier sind ein Mix zwischen Touren- und Langlaufskier. Sie haben zwar Metallkanten, aber die Schuhe und die Bindung sind fast identisch mit Langlaufskiern und Schuhe - nur etwas breiter. Ich kam immer tiefer. Dann kam dieser blöde Rentierzaun und zwang mich noch weiter talabwärts zu fahren anstelle den Berg zu traversieren. Plötzlich befand ich mich in einem Steilhang mit sehr tiefem windverwehten Pulverschnee. Ich habe meine prekäre Lage sofort realisiert. Mein erster Gedanke war: "Shit!" Zwei Sekunden später kam der Hang in Bewegung und ich rutschte auf meinem Rucksack mit den Skiern voraus in der Lawine mit. Mein erster Gedanke war: "Oh, nei, Bittä nüd!" Wenn es irgendwelche Zweifel gegeben hätte, ob das Leben lebenswert ist und ich noch länger "da-sein" möchte, hätte sich diese Frage nun geklärt. Dann dachte ich an meine Familie. Ich wäre, wenn überhaupt, erst im Sommer gefunden worden. Dann fokussierte ich mich nur noch auf das Geschehen. Ich habe versucht, die Skier auszuziehen als ich in der Lawine den Hang runterrutschte, was mir aber nicht gelang. Dann wollte ich kontrolliert in der Lawine runterkommen. Der Hang war nicht sehr lang und zu meinem Glück lagen da auch grosse Felsbröcke, die die Lawine nach etwa fünfzig Meter zum Stoppen brachten. Mich hatte sie neunzig Grad nach rechts gedreht. Ich konnte meine Skier und Rucksack abschnallen. Dann schaute ich den Hang an und wo ich am besten aus dem Hang rauslaufen konnte ohne eine Nachlawine auszulösen. Ich stand neben einem Felsen und machte erstmals ein Foto. Zuerst lief ich zu Fuss nur mit den Skiern und Skistöcken in den Händen aus dem Lawinenhang. Dann holte ich den Rucksack, welchen ich rauszog. Meine Thermosflasche war aussen am Rucksack angemacht und ging verloren. Das Risiko war mir zu gross, nach ihr zu suchen. Ich machte mich bald wieder auf den Weg. In Gedanken war ich noch lange bei der Lawine. Ich dankte, an wen auch immer, dass ich so glimpflich davon gekommen bin. Der Zeitverlust von zwei Stunden war ohne Bedeutung. Immerhin hatte ein Schneemobil eine Piste für seine Huskys gewälzt, der ich folgen konnte bis zu meinem ersten Biwakplatz auf der Tour. Das Aufstellen des Zeltes war einfach. Wegen den drei Verstrebungen ist es sehr stabil und es steht auch ohne dass man es mit Heringen sichern muss. Es ist halt ein Ein-Personen-Zelt und bietet gerade Platz für mich und meinen Rucksack. Im kleinen Vorzelt kann man kochen.

Strecke und Eindrücke 3. Tag




2. Tag (29.2.2020)

Als ich nach dem Frühstück losgelaufen bin, war es immer noch sehr kalt, so kalt, dass mein Thermometer, das bis Minus 20 Grad geht, die Temperatur nicht anzeigen konnte. Meine Schuhe und Füsse erwärmten sich bei jedem Schritt. Nur meine Fingerspitzen froren. Nach gut einer Stunde konnte ich bereits meine Jacke ausziehen, so warm wurde es mir. Ich lief die ersten drei Kilometer auf der Snowmobilepiste. Es ist schon beängstigend, wenn die Scooter mit hohem Tempo an mir vorbeifahren. Nach meiner Einschätzung bringen die das grösste Unfallrisiko. (Wie sich später gezeigt hat, war das eine krasse Fehleinschätzung. Das grösste Risiko einer jeden Tour ist das Fehlen eines Partners.) Dann verlies ich die Piste und lief querfeldein auf dem direktesten Weg zu meinem Etappenziel Grövelsjön. Das Wetter war wie gestern schon sonnig. Traumhaft. Ich lief auf einem Meter Pulverschnee. Ohne die Skier wäre es fast unmöglich, sich fortzubewegen. Bald schon begann mein Rucksack auf den Schultern zu drücken und auf dem Rücken zu reiben. Er wiegt vermutlich mindestens zwanzig Kilo, was eigentlich zu schwer ist, um eine Skitour zu geniessen und den Fokus nicht auf den Schmerzen liegt. Ich muss aufpassen, dass ich nicht in ein Schneeloch falle. Das kann gefährlich sein. Einmal bin ich hingefallen und musste mich dann vom Rucksack befreien und meine Skier ausziehen, um wieder aufstehen zu können. Nach knapp sechs Stunden habe ich das Tagesziel erreicht. Ich war erschöpft. Die Wettervorhersage war kalt und ich wollte nicht im Zelt übernachten. Die Übernachtung im SFT in einem kleinen Zimmer ohne Bad hat mich fast neunzig Franken gekostet. Ich war froh diesen Komfort geniessen zu können. Die Sauna habe ich mit Freude benutzt.

Strecke und Eindrücke 2. Tag


1. Tag (28.2.2020)

Gegen Mittag bin ich vom Husky-Camp in Flötningen (Schweden) losgelaufen. Für heute habe ich mir vorgenommen, die Hütte in Guttudalskojan zu erreichen, was ich auch kurz vor Dunkelheit geschafft habe. In der Hütte, die zum Glück offen war, hatte es zwei Holzbetten ohne Matratzen. Es war niemand da. Es war kalt drinnen. Beim Ausatmen gefror die Feuchtigkeit in der Luft. Ich habe Holz gehackt und den Ofen angefeuert. Die Raumtemperatur wurde dadurch nicht wesentlich erhöht, aber ich konnte meine Hände und Füsse aufwärmen. An diesem Abend kochte ich Pasta und mischte sie mit Reibkäse. Die Nacht schlief ich überraschend gut. Im Schlafsack war es angenehm warm.

Strecke und Eindrücke 1. Tag









Samstag, 21. März 2020

Vorwort

In Einsiedeln lag kein Schnee und auch nicht die positivste Wettervorhersage hatte Schnee angekündigt. Es gibt wahrlich schönere Vorstellungen als einen Winter in Einsiedeln ohne Schnee zu verbringen. Ich machte mir also Gedanken, wo ich sie lieber verbringen würde: in Kolumbien am Kiten oder in Skandinavien auf einer Skitour. Schnee war das was ich wollte. Ich kaufte mir einen guten Schlafsack. Vor der Skitour habe ich in Norwegen erst noch zehn Tage ein Bungalow auf einem Campingplatz direkt neben der Langlaufloipe gebucht, wo ich täglich viele Kilometer bei guten Schneeverhältnissen abgespult hatte. Im Skiladen im Nachbarort kaufte ich mir dann sogenannte Backcountry Skis: ein Mix aus Langlauf- und Skitourenskiern.

In einem Online-Handel in Deutschland hatte ich schon vor meiner Abreise ein Zelt bestellt. Der Zufall wollte es, dass der Inhaber Armin Weber gerade in Schweden war, wo er als Huskyhandler (nicht Händler) seine Ferien verbringen wollte. Mein Zelt hat er mitgenommen und somit war der Startpunkt für mich definiert.

Ich fuhr nach zehn Tagen Langlauf in Kvanhogd nach Oslo, wo ich meine Langlaufskier und die Ausrüstung, die ich nicht auf meine Skitour mitnehmen wollte, bei einem Freund einer Freundin deponierte. Dann ging es weiter nach Drevsjö (Norwegen), wo ich abgeholt und nach Flötningen direkt auf der anderen Seite der Grenze in Schweden gefahren wurde. Da traf ich zum erste Mal Armin, der mir viele Tipps mit auf den Weg gegeben hat. Vor allem die Empfehlungen der Laufstrecke von hier nach Storlien war sehr hilfsreich.

Ausserdem war in der Hütte Michael aus Deutschland anwesend, der mich von Drevsjö abgeholt hatte und schon den ganzen Winter über in Flötningen wohnte, wo er Huskys für den Hundebesitzer auf einen Wettkampf in Lappland vorbereitete. Die Deutsche Stine unterstütze ihn dabei. Als Entgelt konnte sie im Haus leben und essen.

Ich konnte zwei Nächte im Haus übernachten, welche so kalt waren, dass die maximale Anzeige des Thermometers von Minus 30 Grad überschritten wurde. Ich war sehr dankbar, dass ich im Haus schlafen konnte. Für so tiefe Temperaturen ist mein Schlafsack nicht geeignet.