Sonntag, 22. März 2020

4. Tag (2.3.2020)

Ich schreibe immer zeitversetzt. Das kann ein paar Tage später sein - immer dann wenn ich eine vernünftige Schreibunterlage habe. Schreiben im Zelt ist schwierig, unbequem und kalt. Der wärmste Ort ist nun einfach der Schlafsack, worin ich versinke. Ich lasse nur gerade einen kleinen Spalt geöffnet, woraus ich atme. (Ich schreibe diese Zeilen in Bruksvallarna drei Tage später).

Nachdem ich am Morgen das Biwack abgebaut habe, ging es weiter Richtung Norden. Ich hatte Schmerzen im rechten Knie, wenn ich es zur Seite nach innen drückte. Ich habe wohl meine Sehnen überdehnt als ich ich in der Lawine die Skier ausgezogen habe. Wie schlimm die Verletzung war, konnte ich noch nicht abschätzen. Zum Skifahren hätte es nicht gereicht, zum Skaten auch nicht, aber zum Skitourenlaufen zum Glück schon. So lief ich ohne mir grosse Sorgen machen zu müssen los. Die Navigation-App "Schweden-Topo-Maps" ist eine unverzichtbare Hilfe und die Navigation einfach. Landkarten hatte ich keine dabei und umso wichtiger war, dass mein Smartphone nicht kaputt geht. Mit Landkarten und Kompass zu arbeiten ist eine Herausforderung.

Heute habe ich nur dreizehn Kilometer geschafft. Das Gelände war voller Felsblöcke. Der Schnee war gefühlt meterhoch und ich musste mir einen Weg zwischen oder über den Felsblöcken suchen. Ein Stockbruch alleine hätte es zum Balancieren sehr schwierig gemacht. Nicht vorzustellen, was passiert wäre, wenn ich einen Ski gebrochen hätte. Der Schnee war sehr tief und zu Fuss hätte ich den Weg freischaufeln müssen. Ausserdem hatte es bei den Felsen immer wieder tiefe Löcher, die ich sehr vorsichtig umgehen musste. Die Skier hielten und werden hoffentlich bis zum letzten Tag halten. Sie sind norwegische Skier der Marke Asnus und 195 cm lang. Ein bisschen kürzer und breiter wäre für dieses Gelände besser gewesen. Im Hochsteigen im tiefen Schnee im Grätschritt kreuzen sich die Skienden.

Ich kam zu einem Fluss, der nicht zugefroren war. Ich habe Flüsse gar nie überquert und Seen (von denen gab es hunderte) immer mit viel Respekt. Meine Kleider sind in einem wasserdichten Beutel verpackt. So lange ich meinen Rucksack besitze, könnte ich immer noch meine nassen Kleider wechseln. Sonst ist ein Erfrieren eine schnelle Angelegenheit.

Bei den vielen Felsblöcken war ein Vorwärtskommen sehr zeitintensiv. Auf der Karte sind diese Felsen nicht gut eingezeichnet. Die felsfreieren Stellen sind grün eingezeichnet. Im Tal hat es üblich weniger Felsen als am Hang oder oben drauf. Vor Dunkelheit habe ich das Zelt aufgestellt. Beim Anblick des Zeltes könnte man auf die Idee kommen, dass so eine Übernachtung romantisch sein könnte. Die begrenzten Platzverhältnisse machen das Kochen, das Ab- und Anziehen und das Packen schwierig. Toillettengänge sind als Mann zum Glück einfacher. Im Zelt ist es wärmer als draussen. Das Kondenswasser friert aber an den Zeltinnenwänden. Der Schlafsack berührt die kalten Zeltwände.

Ich habe in meiner zweiten Biwacknacht auch gut geschlafen. Es macht mir auch nichts aus alleine in der Wildnis zu schlafen. Ich habe keine Angst. Sicher wäre es zu zweit gemütlicher.

Strecke und Eindrücke 4. Tag



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen