Sonntag, 22. März 2020

5. Tag (3.3.2020)

Gleich beim Erwachen habe ich festgestellt, dass sich mein Handy nicht mehr einschalten lies. Gestern war die Akkuanzeige noch bei sechzig Prozent. Die letzten Tage war es kaum wärmer als zehn Grad minus. Auf die Ladeanzeige konnte ich mich da nicht verlassen. Ich habe zwar eine externe Batterie dabei, aber leider habe ich das Ladekabel in Flötningen vergessen. Schon vor zwei Tagen musste ich mein Handy in Grövelsjön bei einem Hotelangestellten aufladen. Eine Landkarte hatte ich keine dabei, was ein wenig fahrlässig ist. Natürlich habe ich mir auch darüber Gedanken gemacht (wie über alle anderen Gefahren auch). Ich hatte ja genügend Zeit und irgendwie musste ich die Zeit ja auch Gedanken füllen, auch wenn ich sie gerne mit Leere gefüllt hätte. Buddha bin ich aber nicht, auch wenn ich wenig Erfahrung mit Meditation habe. Wenn ich weiter nach Norden laufe wird mein Weg irgendwann eine Strasse queren. Ich wusste nicht wie lange das dauern würde, aber ich hatte genügend Lebensmittel für fast eine Woche dabei. Ohne Karte konnte ich nicht sehen wie das Gelände ist. Es könnte eine lange und anstrengende Tour werden. Mein mechanischer Kompass hatte auch Abweichungen mit meiner Kompass-App auf dem Handy von bis zu fünfzehn Grad, was ich gestern noch bemerkt habe. Wie üblich habe ich am Vortag die Route für den nächsten Tag studiert. Nur wenige Kilometer Nord-Nord-West von meinem letzten Biwack führt eine offizielle Route vorbei. Wenn ich die finde, wird es einfach sein, ihr zu folgen. Es verging keine halbe Stunde als ich auf einem See lief und fünfhundert Meter westlich eine Hütte sah. Zum Glück hatte es an diesem Tag keinen Nebel. Aus dem Kamin kam Rauch. Auf dem See hatte jemand zum Fischen Löcher in das Eis gebohrt. Das Eis muss einen Meter dick sein, was mich beruhigte. In der Hütte hat mich ein junger Norweger begrüsst. Ich trat in die beheizte Hütte ein und freute mich, dass ich so schnell den Weg gefunden hatte. Er hatte sogar ein passendes Handykabel dabei. Später kam sein Freund mit seinen Schlittenhunden an. Es gab eine angeregte Diskussion. Ich war verpflegt und mein Handy wieder aufgeladen. Der offizielle Weg verlief hundert Meter neben der Hütte. Perfekt.

Ich kam in einer STF-Hütte in Skedbrostugan an, wo ich mich für längere Zeit aufhielt, mich aufwärmte und im Tagebuch schrieb. Gerne hätte ich hier übernachtet, aber die fünfzig Euro für ein Bett waren mir zu viel. Ausserdem hatte ich kein schwedisches Geld dabei und auch im Land der bargeldlosen Einkäufe ist das Bargeld mancher Ort immer noch in Benutzung (Es wird das einzigste Mal sein, wo ich nicht mit der Karte zahlen konnte). Ich machte mich auf den Weg und lief in der Dunkelheit. Die offiziellen Wege sind sehr gut markiert und an jeder Markierung war ein Reflektor angebracht, so dass ich mit der Stirnlampe den Weg nicht verlieren konnte. Die auf der Karte eingezeichnete Schutzhütte konnte ich nicht finden. Deshalb habe ich im Zelt übernachten müssen.

Wie oft war es auch in dieser Nacht windig. Das Aufstellen des Zeltes ist im Wind unangenehmer, aber immer noch einfach. Ich bemühe mich aber stets darum, eine weniger windeponierte Biwackstelle zu finden.

Strecke und Eindrücke 5. Tag






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen